Zwischenfunk 34.Spieltag – Wer jubelt im Fernduell?

Zwischenfunk ist die Kolumne des vereinsinternen SVS-Radios.

Mehr Spannung geht nicht

Was blieb einem Fan des SV Schalding-Heining am letzten Samstag anderes übrig als zehn Minuten vor dem Schlusspfiff die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen? Eine Geste, die alles über das Spiel gegen den FC Augsburg II aussagt. Nachdem der SVS das 0:1 der Gäste, kurz vor und nach der Pause, in ein 3:1 drehen konnte, musste man noch zwei Mal einen Ausgleich hinnehmen. Die schnellen Tore der Schwaben zum 3:3 ließen bei einigen im Stadion schon die Vermutung eines Schaldinger Einbruchs aufkommen. Umso überraschter waren objektive Beobachter, genauso wie Anhänger des besten niederbayerischen Vereins, als der kurz zuvor eingewechselte Fabian Wiesmeier zum 4:3 schlenzte. Ein kollektiver Jubelschrei, den man in dieser Intensität selten zuvor im Reuthinger Rund hören konnte.

Um Fabian Wiesmeier zum zwischenzeitlichen 4:3 zu beglückwünschen, kam sogar der verletzte Markus Gallmaier. (Quelle: fupa.net)

Weil der vierte Klassenerhalt in Folge zum Greifen nah schien, fielen die Jubeltrauben der Spieler beim 3:1 und 4:3, aber auch die Enttäuschung aller Grün-Weißen, nach dem schnellen 4:4 Ausgleich der Augsburger, umso riesiger aus. Ein Drehbuch wie aus einem Shakespeare-Drama. Der große Gegenspieler, das Abstiegsgespenst, kommt immer wieder zurück. Es lässt einen zwar in der Mitte des zweiten Akts kurz Luft schnappen, kommt am Ende aber unweigerlich mit seiner vollen, Verzweiflung stiftenden Kraft, zurück. Fußball ist unser klassisches Theater geworden. Mit all seiner Dramatik und seinen Emotionen. Doch wie im Theater steht noch (mindestens) ein Akt aus, bevor (vielleicht) der letzte Vorhang fällt.

Im letzten Akt müssen die beiden verbliebenen Kontrahenten um den Klassenerhalt auswärts ran. Der TSV Buchbach darf aus der besseren Position, mit einem Punkt Vorsprung, nach Rosenheim fahren. Um im Fernduell noch Chancen zu haben, müssen die Spieler des SV Schalding-Heining in Hof die nötigen Punkte holen.

Der Tabellenkeller vor dem letzten Spieltag. (Quelle: fupa.net)

Alle Infos zu den Konkurrenten im Fernduell

14. TSV Buchbach – 33 Spiele, 40:60 Tore, 38 Punkte

  • Restprogramm:  TSV 1860 Rosenheim (A)
  • 1 Punkt Abstand zum Relegationsplatz
  • 33.Spieltag: 0:1 gegen 1860 München
  • letzte 5 Partien: 1S, 1U, 3N

Obwohl der TSV Buchbach in den letzten Jahren 5 Jahren die Regionalliga immer mindestens mit dem 8.Platz abschließen konnte, gelang es seit dem 4.Spieltag nicht mehr aus dem unteren Tabellendrittel rauszukommen. Im letzten Spiel trifft man zum zehnten Mal in dieser Saison auf eine Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld. Die Oberbayern haben gegen diese Mannschaften so ihre Probleme (siehe Statistik). Nur zwei Siege aus neun Spielen, dazu noch 4 Niederlagen. Der Punkteschnitt von einem Punkt pro Spiel gegen eine Mannschaft aus dem mittleren Drittel der Tabelle – sowohl zuhause als auch auswärts – liegt zwar nur knapp unter dem der gesamten Saison (1,15 Punkte p.Sp.), besorgniserregend ist aber eher die Zahl der gegnerischen Tore. Deutlich mehr Gegentore mussten die Buchbacher gegen Mannschaften aus dem Mittelfeld der Liga hinnehmen (20 in 9 Spielen; 2,2 p.Sp.), als in der gesamten Saison (1,8 Gegentore p.Sp.).

Die Bilanz des TSV Buchbach gegen Mannschaften aus dem Tabellenmittelfeld (Platz 7-12). (Grafik: SVS-Radio)

Dazu kommt, dass man auch offensiv keine Offenbarung erwarten darf. 40 Tore in 33 Spielen, dazu in den letzten 5 Partien ein Torverhältnis von 4:9, sprechen Bände, warum der TSV in dieser Saison so spät noch um den Klassenerhalt kämpen muss.

Statistiken hin oder her, am letzten Spieltag können Zahlen nur eine Richtung angeben. Viele Faktoren müssen zusammen kommen, damit der TSV auch im nächsten Jahr gegen die 60er aus Rosenheim spielen kann. Das oberbayerische Derby ist natürlich besonders reizvoll für beide Mannschaften. Nur etwas mehr als eine Stunde brauchen Spieler und Fans von Buchbach nach Rosenheim. Nach Schalding braucht Rosenheim schon doppelt so lange. Ein Zwiespalt den die Rosenheimer aber sicherlich nicht im Kopf haben werden, wenn der Schiedsrichter zum Anpfiff bittet. Im Gegenteil, die Rosenheimer können mit einem Sieg auf den 6.Platz vorrücken und ihre Stellung als bester Aufsteiger (Garching ist 12.) noch verbessern.

Am vergangenen Wochenende hätte der TSV Buchbach die Schaldinger bereits in die Relegation schicken können. Gegen die 60er aus München war man durchwegs die bessere Mannschaft. Der Lucky Punch der Junglöwen vor der Pause zum 1:0 und das fehlende Abschlussglück der Buchbacher Stümer wurde dem Plan dann zum Verhängnis. Aber eine Chance gibt es noch. Eine Chance bei der man sich vollkommen darauf konzentrieren kann, die eigene spielerische Leistung von letzter Woche zu wiederholen. Erst wenn das nicht gelingt, muss man den Liveticker aus Hof aufmachen.

 

15. SV Schalding-Heining – 33 Spiele, 56:64 Tore, 37 Punkte

  • Restprogramm:  Bayern Hof (A)
  • 1 Punkte Abstand zum direkten Klassenerhalt
  • 33.Spieltag: 4:4 gegen FC Augsburg II
  • letzte 5 Partien: 3S, 1U, 1N

Der SV Schalding-Heining geht in das letzte Spiel mit der Gewissheit, die Offensive läuft derzeit. Nur wenn die Niederbayern es wieder schaffen im Verbund die Defensive zu stärken, könnten sie Druck ausüben, der 350km südlich von Hof in Rosenheim auf jeden Fall spürbar wäre. 24:15 Tore in den letzten 6 Spielen zeigen auf offensichtlichste Art und Weise warum es sich für Fans immer lohnt eine Eintrittskarte zu kaufen. Aber auch wie die einfachste Analyse zur Lage des SVS aussehen muss. Vorne hui, hinten pfui. In den letzten beiden Spielen gegen die Nachwuchsmannschaften des FC Bayern und des FC Augsburg musste der zurecht viel gelobte Markus Schöller ganze 10 Bälle aus dem eigenen Netz holen. Weil man auch sechs Mal selbst traf, sprang wenigstens trotzdem ein Punkt dabei heraus.

Die Statistiken des SV Schalding-Heining gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel (Platz 13-18). (Grafik: SVS-Radio)

Mehr als ein Punkt sprang in den bisherigen Spielen des SVS gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller heraus. 9 Spiele absolvierte die Mannschaft von Stefan Köck bereits gegen Teams mit einer Platzierung von Platz 13 abwärts. Die einzige Mannschaft die dem SVS von „unten“ eine Niederlage zufügen konnte, war der TSV Buchbach in der Frühphase der Liga. Die Mannschaft, die man am liebsten noch auf den Relegationsplatz schieben möchte. Ansonsten konnte der SVS 16 Punkte bei einem Torverhältnis von +10 holen. Auch gegen Schlusslichter, wie Bayern Hof, konnte man in zwei Spielen 4 Punkte holen. Ein gutes Omen für den Auftrag Klassenerhalt.

Stefan Rockinger wird immer mehr zum Fixpunkt in der Offensive. Vor allem auf seine Standards wird es wieder ankommen. (Quelle: fupa.net)

In der gesamten Rückrunde konnte die Spielvereinigung Bayern Hof nur ein Spiel gewinnen (1S, 15N). Seitdem ist man wieder 3 Spiele ohne Punkt. Jedoch nicht ohne Tor. In 21 Spielen konnte die Hofer mindestens ein Tor erzielen und in 12 der 27 Niederlagen in dieser Saison verlor man nur mit einem Tor Unterschied. Was diese Willensstärke bedeutet haben die Schaldinger spätestens beim 1:1 am Reuthinger im Oktober selbst erlebt. Einplanen darf man die Punkte in Oberfranken also unter keinen Umständen. Besonders wenn sich die SpVgg Bayern Hof von ihren Fans ordentlich aus der Regionalliga verabschieden möchte und Bratwürste und Getränke spendiert. Der Pillmeier und Co. wollen alles geben, die passenden Tore zum Fest zu liefern.

Bei beiden Mannschaften fallen im Schnitt 3,6 Tore pro Spiel, was definitiv für ein Spektakel zum Saisonende spricht. Der SVS sollte nicht zu sehr darauf setzen, dass Hof sowohl in der Rückrunde als auch in der gesamten Saison einen Schnitt von 2,6 Gegentoren pro Spiel aufweist und am vergangenen Spieltag gegen Ingolstadt sogar mit 7 Gegentoren bereits halb in der Sommerpause war. Am Ende müssen sie die Tore nach gut 3,5h Busfahrt doch noch selbst schießen um ihre Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.

Die Szenarios für Schalding

  1. Buchbach gewinnt in Rosenheim
    → Schalding muss in die Relegation
  2. Buchbach und Rosenheim trennen sich unentschieden→ Schalding muss gewinnen um mit einem Punkt mehr als Buchbach den direkten Klassenerhalt zu schaffen.
  3. Buchbach verliert in Rosenheim
    → Der SVS benötigt mindestens einen Punkt. Das klar bessere Torverhältnis haben die Schaldinger.

Vielleicht sein letztes Spiel für den SVS. Kapitän, Anführer, Liebling der Fans und unumstrittener Leistungsträger in Grün-Weiß: Josef „Beppo“ Eibl. (Quelle: fupa.net)

Fazit:

Vieles spricht für Buchbach. Vor allem die bessere Ausgangslage und der kürzere Anfahrtsweg. Der SV Schalding hat aber in allen Punkten die Statistik auf seiner Seite. Geht es nach den Zahlen, bleibt Schalding direkt drin. Weil es im Fußball aber nie danach geht, besonders nicht an einem letzten Spieltag, sind Spannung, Spektakel und Siegerbiere vorprogrammiert.


Das SVS-Radio überträgt im Falle einer möglichen Relegation wieder live vom Reuthinger Weg.